Story 1
Ich schlage die Augen auf. Krieche aus meiner Flanell-Bettwäsche, die mit Tannenbäumen bestickt ist und ziehe ein Paar meiner Harry-Potter-Socken an, die ich vor einigen Monaten bei Aldi ergattert hatte. Auf dieses Paar, mit Hedwig abgebildet, bin ich besonders stolz und, so verrückt ich mich anhören mag, es verleiht mir das Gefühl, der heutige Tag könne ein besonderer werden!
Es ist Samstag, 8:23 Uhr – Mein Freund, hier mit verdeckten Namen „Moris“ genannt, ist bereits in der Arbeit. Frühschicht – GO Aldi!
Wie viele von euch, habe auch ich so meine tägliche Morgenroutine. Ich schalte meine Boombox ein. Öffne Spotify und lasse die Playlist „BE MY VALENTINE 28#“ von LUST UND LIEBE laufen.
Mit dem Song „Can´t Take My Eyes off You“ reiße ich die Fenster in allen Räumen auf, lasse die frische Stuttgarter Luft rein und fühle mal auf unserem 2qm Balkon vor, ob ich den Rest des Tages mit meinem Partnerersatz, der Wärmflasche, und einer genüsslichen Kanne „Vitaltee“ aus der Stuttgarter Markthalle in meinem gemütlichen Heim verbringen werden oder ob die 5%ige Chance besteht, auch mal eine Runde spazieren zu gehen. Für einen Märztag ist es heute super mild. Es besteht also die Chance, zu 6% die Wohnung heute zu verlassen. Als ich die unverkennbare Stimme unserer Nachbarin aus dem 3. Stock höre, die von ihrem täglichen Morgenspaziergang jeden Moment in den Hof stolziert, bücke ich mich schnell und verlasse rückwärts langsam den Balkon. Nicht dass ihr denkt, ich hätte etwas gegen meine Nachbarin. Ganz im Gegenteil. Ich bin ein sehr sozialer und offener Mensch. Meine Nachbarin nenne ich jetzt einfach mal Renate. Nicht wie bei meinem Freund, um die Identität zu schützen, sondern weil ich tatsächlich, seit ich vor 10 Monaten hier einzog, immer noch nicht rausfinden konnte, wie sie mit Vornamen heißt. Wir verhalten uns jedoch jedes mal so, als ob wir miteinander verwandt wären. Beziehungsweise könnte man das anhand unserer Körpersprache so verstehen. Sie spricht nämlich hauptsächlich italienisch mit mir (glaube ich jedenfalls) und ich nicke ihr lächelnd zu, als ob ich jedes Wort verstehen würde, was sie mir sagt. Währenddessen legt unser Postbote, der lediglich bei mir Klingelt, weil er herausfand, dass ich im Homeoffice arbeite, das vierte Paket für die Nachbarin im 2. Stock im Gang ab und wünscht uns einen schönen Tag. Mein Gott, wie schön die Zeiten meiner Kaufsucht gewesen waren. Dieser Adrenalinkick, der einsetzte, wenn Postbote „Jesse“ mit einem Heiligenschein die Gartentür meines Elternhauses öffnete und ich in Slow Motion auf ihn zurannte. An der Stelle, danke Jesse, allen Postboten und Paketlieferanten da draußen! Ihr macht einen super Job und habt mich eine ganze Zeit sehr glücklich gemacht.
Schnips Schnips – ich schweife total ab. Zurück zu meiner Einleitung!
In meiner Wohnung angekommen, habe ich einen ca. zweisekündigen innerlichen Kampf geführt und mich dazu entschlossen daheim zu bleiben. DENN – heute ist es soweit! Ich habe beschlossen, einen Blog zu schreiben. Die Idee schwebte mir schon länger im Kopf, aber getraut habe ich mich nie. Jeden Tag kommen von unzählig inspirierenden Menschen aller Art unzählige neue Ideen, Storys oder Beiträge und ich dachte mir nur, wie ich da mithalten kann. Aber hier und heute geht es mir nicht mehr um „wie besonders und perfekt kann ich sein oder rausstechen, damit jemand meinen Blog liest“. Ich sehe es ehrlicherweise zum ersten Mal in meinem Leben als eine Art lässiges Hobby. Ich habe keine klassische Storyline oder habe mir groß Gedanken gemacht, wie oft, über was oder warum ich Beiträge posten werde. Jedenfalls wird es sich überwiegend um die wohl schönste Stadt der Welt handeln – jedenfalls für mich. STUTTGART! Ich bin vor ca. 1 Jahr vom schönen ländlichen Bayern nach Baden-Württemberg gezogen. Und nur diejenigen, die selbst mal im tiefsten Kaff gelebt und in eine „Großstadt“ gezogen sind, können nachvollziehen, wie stark dieser Kontrast ist! Um euch einen Einblick zu verschaffen, erzähle ich euch, wie das bayrische Dirndl mit Migrationshintergrund und ihrer leicht schrägen Art (oder auch „bunten“ Art von meinem Freund genannt – was nur eine andere Definition ist für „die Alte hat manchmal nicht mehr alle Latten am Zaun“) es geschafft hat, meines Erachtens schon eine gute und integrierte Schwäbin geworden zu sein.
Die, die angebissen haben, bitte ich, mit so wenig Erwartungshaltung wie möglich weitere Beiträge zu lesen. Ich habe sie selbst auch nicht 🙂 Have fun guys!