KALIMERA NAXOS – IT`S WASSERNIXE COCO CHANSEL

Story 5

Der Wecker reißt mich um 2:30 Uhr aus dem Schlaf. Mit einem Schlag bin ich wach und rolle mich über Moris aus dem Bett, der einen tiefen Schrei ausstößt, weil ich ihm alle Gedärme zerquetsche (nein, ich bin immer noch kein Gramm dünner). Vor meinem fertig gepackten Koffer gleitet die rechte Hand hoch und lässt eine Welle in die linke Hand gleiten. Dabei schwinge ich die Hüfte und summe das Lied „Try A Little Tenderness“ vor mich hin. Es ist soweit. Lange habe ich auf diesen Tag hingefiebert.

Wassernixen, macht eure Flossen bereit – ein neues Abenteuer wartet auf uns, und somit auch neue Gewässer. Um genauer zu sein, griechische Gewässer. Die Koffer, inklusive Allergietabletten, sind gepackt. Naxos, wir kommen.


Da sich ein enger Freund von Moris das Ja-Wort am Strand von Naxos geben wird, haben wir uns gedacht, alles miteinander zu verbinden und daraus einen zweiwöchigen Urlaub mit Freunden zu machen. Am Flughafen angekommen, steigt langsam meine Aufregung. Ich habe normalerweise keine Flugangst. Da die letzten zwei Flüge aber buchstäblich die Hölle waren und die Turbulenzen fast meinen kompletten Verstand herausgerüttelt haben, fürchte ich die Wolken mittlerweile mehr als das Meer. Ein paar pflanzliche Beruhigungstropfen besänftigen schnell mein Gemüt. Das halbe Flugzeug ist mit uns besetzt und gibt mir ein beruhigendes Gefühl (vielleicht auch wegen der Tropfen, die ich in Überdosis zu mir genommen habe – ich war selten so entspannt, selbst als Moris spontan Schluckauf bekommt. Aber dazu ein anderes Mal mehr). Lieber alle zusammen dem Untergang geweiht als alleine, oder?

Wir sitzen am Notausgang des Flugzeuges, damit wir mehr Beinfreiheit haben, so Moris. Die nette Stuardas kommt zu uns, als wir uns hinsetzen, um uns aufzuklären, wie wir im Notfall handeln müssen. In Sekunden übergießt die pure Angst gemischt mit Adrenalin meine Überdosis an Kräutern. In meinem Kopf wird es dumpf, und ich verstehe vor Aufregung nicht wirklich, wie ich diese beschissene Tür (oder Fenster?) aufmachen soll, denn in meinem Kopf macht sich nur ein Wort breit: „ABSTURZ“! Ich blicke mich im Flugzeug um und habe plötzlich das Gefühl, in jedem Gesicht verborgene Botschaften zu sehen. Mit aufgerissenen Augen blicke ich zu Moris, der leicht meine Hand drückt und den Kopf schüttelt. Nur keine Panik, sage ich mir selbst, drehe die Flasche der Beruhigungstropfen auf und nehme einen großen Schluck.

Der dreistündige Flug vergeht schnell und ohne Komplikationen. Halleluja! Ich atme auf, als wir Mykonos‘ Boden unter unseren Füßen spüren. Übrigens unser erstes Mal auf griechischem Boden. Nachdem wir Koffer, Kinder und Erwachsene beisammen haben, geht es mit der Fähre nach Naxos. Dort angekommen, wird auch schon das Mietauto abgeholt und zur Unterkunft gefahren, in der wir die erste Woche zu acht verbringen (inklusive Kinder).

Sea & Olives Suites Hotel and Villas

Wir haben uns sofort in diese Unterkunft verliebt! Im Erdgeschoss sowie im ersten Stock befindet sich eine separate Küche inklusive eigenem Badezimmer. Der Pool und der Whirlpool machen die Unterkunft zu einer Wellnessoase. Feigenbäume bereichern den Außenbereich und beschenken uns mit ihren süßen Früchten. Alles in allem ist die Unterkunft jeden Cent wert!

In der ersten Woche haben wir uns recht schnell akklimatisiert und aufeinander abgestimmt. Mit dem ersten Sprung in das erfrischende Wasser unseres Pools fallen alle Sorgen ab, und reine Freude und Unbeschwertheit ummanteln mich. Beim Auftauchen sprudelt der Satz: „I bin a Wassernixn!“ nur so aus mir heraus, und ich spüre, wie sich meine Verwandlung abschließt. Ich schwinge meine nicht vorhandenen Flossen und wiederhole den Satz alle zwei Sekunden. Ich bin vollends glücklich!

Von der Perspektive derjenigen, die noch keine Kinder haben, muss ich sagen: einfach fantastisch! (Grüße gehen raus an unsere Freunde bzw. Super-Mütter und -Väter mit den süßenden Kids!). Ich muss mich lediglich daran gewöhnen, dass ich Kinder nicht auf Anhieb sehen kann, wenn sie auf mich zurennen (Höhenunterschied, ihr wisst schon). Ich habe mich zweimal des Todes erschrocken, als einer der Zwerge auf mein Bein zugerannt kam und daran abgeprallt ist wie an einem Gummi-Baum. Ich habe das arme Kind vor Schreck so angeschrien, dass ich mir sicher bin, beim zweiten Mal dem Kind ein Trauma verpasst zu haben. Moris hat nur den Kopf geschüttelt.

Unser tägliches Wettspringen ist für Klein und Groß das absolute Highlight, genauso wie der frittierte Schafskäse mit Honig und Sesam (mir läuft bei dem Satz schon das Wasser im Munde zusammen), den ich täglich, wie ich es gerne nenne, „inhaliere“. Ich stürze mich sogar bei unserer Bootstour (nachdem mir fast eine Stunde kotzübel war – das Boot hätte auf den Rummelplatz gehört) in das türkisblaue Meer! Ich habe nebenbei herausgefunden, wie ich meine Allergie austrickse, und durch die Allergietabletten bin ich endlich wieder eine vollkommene Wassernixe. Auch Moris lädt seine Batterien neu auf und entfesselt sein inneres Kind (vor der Reise hat er Aldi endgültig in den Wind geschossen). Da seine Vorfahren aus der Ägäis stammen, hat er seit der Ankunft von nichts anderem mehr gesprochen. So wie ich jedes Mal meinen Wassernixen-Spruch gebrüllt habe, erwähnt auch er bei jedem Köppersprung in den Pool, dass er ein Ägäer ist. Oder wenn wir ins Meer reinspringen. Den frittierten Käse essen. Wasser trinken usw. … Ich schüttele einfach nur den Kopf.“

Die Hochzeit und Zeremonie am nächsten Tag ist einfach wunderschön. Der Sonnenuntergang berührt mich bis ins tiefste Mark. Danach geht es in die Taverne, die gleich daneben ist. Das Essen dort ist eine wahre Reise in den Himmel. Meze und griechische Salate verwöhnen unsere Sinne, und wir feiern ausgelassen bis in den Morgen.

In der zweiten Woche reist der größte Teil ab, und wir verbringen die restlichen Tage in einer „Just Adults“ Villa zu sechst.

VILLA SEAVIEW NAXOS Vigla Mikri

Ein atemberaubendes Anwesen in abgeschiedener Lage – mit allem, was man für einen perfekten Urlaub benötigt. Die Villa ist meiner Meinung nach einen Tick schöner als die Vorherige. Sie ist makellos sauber und ein wahres Paradies. Der Strand ist keine 5 Minuten Autofahrt entfernt, und das Meer ist glasklar (nicht überfüllt)! So wie ich mich in die erste Unterkunft verliebt habe, ist es hier Liebe auf den ersten Blick!

Das Wettspringen wird kurzerhand durch das ägäische Köpperspringen von Moris ersetzt, und ob ihr es glaubt oder nicht – ich bin dabei so gut wie eine hochtrainierte Olympionikin. Na gut, nicht ganz… der ein oder andere Bauchplatscher war vermutlich dabei.

Die Tage vergehen wie im Flug. Tagsüber entspannen wir, machen Yoga (nein, ich habe keinen Sport gemacht – ich bin schließlich Vollzeit-Wassernixe) oder schauen Harry Potter, während wir uns von der Sonne trocknen lassen. Abends landen wir in romantischen Tavernen, wo das Essen so lecker ist, dass mir regelmäßig Synapsen rausfliegen (daher kein Gewichtsverlust), und schlendern in den engen, malerischen Gassen, während wir uns das mit Abstand beste Pistazieneis ins Gesicht drücken.

Schweren Herzens verlassen wir Naxos einen Tag vor unserem Abflug. Da wir von Mykonos abfliegen und die Fähre sehr unregelmäßig fährt, müssen wir eine Nacht dort verbringen. Über Mykonos kann und werde ich wenig berichten können, da die Stadt mich nicht sonderlich geflasht hat. Es gibt einen kleinen Radius in der Stadt, der unfassbar schön ist mit seinen weißen Treppen. Aber ich habe schnell das Gefühl, die Besucher sind nur für ein paar Schnappschüsse auf Instagram angereist. Viel Schickimicki. Sobald du jedoch in eine Nebengasse außerhalb dieses Radius kommst, geht die Stadt in Schmutz und Verlust ihrer Magie unter. Sorry, Mykonos, das war mein letzter Besuch bei dir.

Die Nacht verbringen wir in einem Einzimmer-Appartement, wo sich die Dusche gleich neben meinem Bett befindet. Ich habe gehört, Dampf soll den Tiefschlaf fördern (Hallo Sarkasmus). Ebenso trennt eine Wand, so dünn wie Pappe, die Dusche von der Toilette. Beide Räume sind sowohl oben als auch unten offen (der Architekt muss sich entweder einen riesen Spaß dabei erlaubt haben oder hasst die Menschheit zutiefst). Ich wiederhole – DIE DUSCHE WAR NEBEN MEINEM BETT. Aber Hauptsache, wir haben einen Whirlpool.

Wir versuchen das Beste daraus zu machen und lassen den Abend mit Uno und einer XXL-Packung Chips ausklingen. Die Nacht war kurz und schlaflos, da ich versucht habe, mich nicht sonderlich im Bett zu bewegen (ich habe nur auf dem Rücken geschlafen, um das Kopfkissen so weit wie möglich von meinem Gesicht fernzuhalten). Auf dem Weg zum Flughafen verabschiede ich mich gedanklich auch von Mykonos (danke für nichts), und meine Vorfreude auf Zuhause steigt ins Unermessliche! Es gibt doch nichts Schöneres als die eigenen vier Wände.

Der Flug verläuft reibungslos und ohne eine einzige Turbulenz. Am Stuttgarter Flughafen angekommen, werden wir mit frischen Lilien (meine Lieblingsblumen) von Moris‘ Mama und reichlich belegten Brötchen vom Vater empfangen. Daheim angekommen, werfe ich mich in unser frisch bezogenes Bett und schlafe binnen Sekunden mit einem Lächeln ein.

Naxos, danke, dass ich dich in deiner vollen Schönheit sehen durfte, und deine (ägäischen) Gewässer erkunden durfte (oder soll ich Moris dafür danken?). Ich durfte ein Stück meines Selbst bei dir lassen und kraftvolle Energie tanken. Wir werden uns ganz bestimmt wiedersehen! Bis dahin, Flossen-Grüße!

Eure Wassernixe Coco Chansel 🧜🏽‍♀️

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